Samstag, November 13, 2004

Verteidigung des Orthodoxen

Orthodoxie kann schon Belastung sein, sofern sie den Menschen einklemmt und Andersdenkenden entfremdet, aber häufig ist es gerade umgekehrt, dass die Gesellschaft die Orthodoxen diskriminiert, weil sie sich Moden und Trends verweigern.Und meine Erfahrung mit Orthodoxen jeder Religion sind häufig die, dass ich insbesondere mit ihnen die grundlegendsten Fragen diskutieren kann, was mit Flachgeistern weniger gelingt. Und häufig ist die Toleranz von Orthodoxen gegen Andersdenkende viel größer und bewusster als umgekehrt. Deshalb habe ich meist Freude an Orthodoxen, auch und gerade, weil sie "anders" sind.

Dann unterscheide ich noch Orthodoxie von Fundamentalismus und liberalen Glaubensschulen, wobei die Grenzen einerseits nie fest zu ziehen sind, aber wenn es um Niederdrückung Andersdenkender, um die gegenseitige Korrumpierung von Staat und Kirche geht oder um militante Eskalationen, dann fallen m.E. viel öfter die Liberalen mit den Fundamentalisten gegen andere Glaubensrichtungen zusammen, während mir die Orthodoxen auch dafür weniger anfällig scheinen.

Natürlich bin ich für Liberalität, aber es ist doch gerade so, dass der Liberalismus zwischen zwei Extremen seine Sorgen bereitet:das eine Extrem des Liberalen ist die eigene Gleichgültigkeit aus mangelnder Bewusstheit und kann, wenn es mal nicht mehr so klappt, rasch ins andere Extrem kippen >> in Militanz gegen weniger liberale Sitten und Menschen.

Der Liberalismus hat eine gefährliche Neigung zur Höherschätzung der Freiheit und Geringerschätzung des Friedens >> Freiheitsexport mit Waffengewalt ist deshalb ein häufiger Fehler, zumal wenn dabei zu Tode kommt, wer eigentlich bzw. oft nur angeblich befreit werden soll.Letzteres ist wiederum bei den Orthodoxen anders, zumal ihr Frieden häufig innerlicher ist, was ihnen leichter macht, die äußeren Widrigkeiten zu ertragen.

Grüße von Sven

>> DISKUSSION

Orthodoxie, Liberalismus, Fundamentalismus
Religionslexikon Dialog-Lexikon