Montag, November 22, 2004

Huber Hoffnungslos

EKD-Chef Bischof Wolfgang Huber verlangt von seinen Muslim-Brüdern, dass sie künftig das Wort Mohammeds in deutscher Sprache an den Mann bringen.

Huber-Zitat: "Es wäre im Interesse der Moscheegemeinden, wenn sie sagen würden, wir haben nichts zu verstecken, wir können, was wir predigen, öffentlich vertreten."

Möglicherweise hält es Huber auch für fairer, wenn die Thora künftig nicht mehr in hebräischer Sprache vor ihren Gemeindemitgliedern versteckt würde.

In beiden Fällen wären seine Forderungen nicht gänzlich von der Hand zu weisen, denn sicherlich würden die Gläubigen nicht gleich ihren Religionen abtrünnig werden, wenn sie in der Amtssprache vorgetragen wären, aber dennoch befremdlich, dass sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche als Reformator anderer Religionen versteht.

Dass die Muslime und Juden ihre Liturgien in den Sprachen ihrer Religionsstifter künden, um ihnen Respekt zu zollen, kommt Huber offenbar nicht in den Sinn - und vor seinem Vorstoß jemanden zu fragen, sicherlich auch nicht.

Herrn Huber sollte verziehen sein, denn er weiß möglicherweise nicht, was er tut. Weiß er es aber, dann sollte man ihm frühzeitig deutlich machen, dass Muslime seine Anregung auch als verkappte Unterstellung auffassen könnten, sie würden etwas "verstecken".

Danke Herr Huber!!! Ich bin mal wieder begeistert von Ihnen, denn genau in diesen Tagen brauchen die Schafe solche Wegweisung in Sachen Islam und Hirten von Ihrem Schlage.

Grüße von Sven

ps: Huber exkommunzieren? Geht nicht, weil er kein Katholik ist - und sollte ohnehin nicht sein, denn in allen Glaubensfragen sollte Chance zur Besserung sein

CSU-Parteitag - Mekka der Antiislamiten

>> www.inidia.de/antiislamiten.htm

Während in Köln mehr als 25.000 Menschen einem Aufruf von Islam-Organisationen folgten und gegen politischen Extremismus in den eigenen Reihen demonstrierten, kommt man nicht nach, um all den Schwachsinn adäquat zu kommentieren, mit dem sich bundesdeutsche Politiker in den letzten Wochen zu Lasten insbesondere gegen die muslimische Minderheit zu profilieren versuchen.

Im Bundesland der höchsten Berge verstiegen sich Veranstalter und Gäste des CSU-Parteitags auf die Gipfel der Geschmacklosigkeiten und trieben regelrechte Hetze. Fortlaufend wurde die Integrationswilligkeit angemahnt und damit Millionen Muslime des Gegenteils verdächtig gemacht.

Angela Merkel zeigte, dass auch sie so richtig hoch hinaus kann und diffamierte kurzerhand die multikulturelle Gesellschaft als "dramatisch gescheiterte Idee".
Der CDU-Vorsitzenden sollte vielleicht mal jemand erklären, was in Artikel 3 Grundgesetz drin steht, damit sie ihre verfassungsfeindlichen Sprüche unterlässt, denn manche "Idee" ist höchste Pflicht für unseren pluralistischen Staat.
Claudia Roth hat recht, wenn sie Deutschland eine multikulturelle Demokratie nennt und anmahnt, den "Islam nicht bloß als Gastarbeiterreligion zu tolerieren, sondern als Bestandteil unserer eigenen Kultur anzuerkennen."

Nur wenige Politiker erkennen, dass die Hysterie gegen "Hass-Prediger", "Parallelgesellschaft" usw. auf eine Demütigung von Muslimen anstelle von Integration hinausläuft. Franz Müntefering liegt mit solcher Kritik richtig.

Die Nachrichtentitel zeugen von den Lawinen, die jenseits gesicherter Pisten in die bewohnten Täler abgehen:

>>CSU fordert christlichen Patriotismus<<

Steht das in der Bergpredigt? Da kenn' ich sie besser - im beiderlei Wortsinn vom Besseren.
Man sollte solche Christdemokraten vielleicht mal mit qualifiziertem Religionsunterricht beglücken, denn offenbar bewährt sich nicht, was manche Anhänger des christlichen Glaubens an staatlichen Schulen an Lehren vermitteln.

>>CSU-Parteitag warnt einstimmig vor EU-Beitritt der Türkei<<

"Einstimmig" - das ist zumindest mal selten in Demokratien und demokratischen Parteien, gelingt meist nur dann, wenn sich Vereinigungen im Stellungskrieg gegen andere sehen.

>>CSU will Leitkultur für Ausländer<<

Dass Christen Freude an Auferstehung haben, ist allseits bekannt und könnte an sich eine schöne Sache sein, an der sich allenfalls hartgesottene Naturwissenschaftler stören, den die Fakten nicht reichen, aber dass nun auch die tot geglaubte "Leitkultur" wiederbelebt, muss nach dem Debakel im Jahr 2000 schon erstaunen und ist Beispiel, denn "Leitkultur" ist und bleibt ein Gaul auf Rollschuhen, wenn es in Europa einzig darum gehen kann, die Multikultur in friedliche Bahnen zu lenken.
Paul Spiegel und Schäuble irren nicht, wenn sie eine Neuauflage der Leitkultur-Debatte ablehnen.

>>Tradition und Toleranz - Union: Zuwanderer sollen sich stärker anpassen - Diskussion über Ghettos und Parallelgesellschaften<<

Zu dumm nur, wenn die Tradition und Toleranz zweierlei Paar Schuhe sind.

>>Stoiber fordert "selbstbewussten Patriotismus" der Deutschen<<

Wer Selbstbewusstsein fordert, sollte gute Gründe nennen, damit es keine Einbildung wird. Oder möchte Stoiber bei DVU-NPD abstoibern ohne etwas für die Vernunft zu tun?

>>CSU will christliche Tradition offensiver verteidigen<<

Stattdessen sollte vor "offensiver Verteidigung" gewarnt werden, wie es sich aus dem Irak-Krieg schmerzlich lernen lässt.
Wieder muss daran erinnert werden, dass zur "christlichen Tradition" die Kreuzzüge, Inquisition und Kolonialisierung gehören, also Beispiele für
äußerste Intoleranz und Dimension, von der sich das Christentum nur emanzipieren kann, indem es sich zum selbstkritischen Urteil gleichermaßen bekennt wie zu ihren Vorzügen, die allerdings keine Worthülsen dürfen, sondern Taten der Nächstenliebe, an denen Christen es übrigens auch nicht gegenüber "Hasspredigern" fehlen lassen dürften.

Und die SPD?

Aber wer nun durch solche Titel-Auswahl glaubt, dass die antiislamitischen Hassprediger nur auf den Unionspisten rodeln, der soll wissen, dass SPD-Politiker kaum anders jodeln, denn man bangt um jedes Prozent, das man auch aus den Wandervereinen der Vorurteile braucht, anstatt einfach mal bessere Wege zu weisen:

>>Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) will islamische Geistliche, die als Hassprediger auffällig werden, schneller abschieben<<

Die Abschieberei von Ungeliebten hat in Deutschland recht unrühmliche Tradition. Auch davon sollte niemand Heil erwarten. Was macht es für Sinn, wenn man Hassprediger auf den Hindukusch abschiebt, wenn sich Deutschland dort nach Strucks Ansicht mit dem Gewehr verteidigt werden muss, während nördlich der Alpen Hass-Gesellen mit Gesetzesworten bekämpft werden können?

Ob einer rein darf nach Deutschland, sollte nicht eine Frage des Charakters abhängig sein, sondern von Zuwanderungsregeln, die nicht mit dem Strafrecht verquickt sein dürften.

>>Schily: Einwanderer müssen Deutsch lernen<<

Gegen solch Forderung spricht, dass solch Lernen auch ein Problem von Möglichkeiten und Informationsangebot ist, denn nach 40 Stunden Opel fällt jedem Lernen schwer und wenn es an Arbeitsstunden bei Opel fehlt, dann dient das Erlernen der deutschen Sprache allenfalls beim Ausfüllen von Sozialhilfeanträgen.

>>Aus Schilys Sicht sollten Einwanderer Deutsche werden<<

"Deutsch" werden die Zuwanderer nur, wenn sie eine Perspektive darin erkennen. Dazu braucht es keine Appelle, sondern Perspektive weisende Politik, an der es Regierung und Opposition gleichermaßen und zwar für Deutsche und Nichtdeutsche fehlen lassen.

Und der Regierungschef?

>>Schröder fordert von Zuwanderern Integrationswillen<<

Aber wo ein Wille ist, ist längst noch immer kein Weg, wenn er von jenen vermint wird, die das Sagen im Land haben, denn Integrationswille ist keine einseitige Veranstaltung, sondern stets ein Ding aus Gegenseitigkeit, kommt abhanden oder bestätigt sich, je nach dem, ob es die Menschen weiter bringt oder ob sie aneinander scheitern. Solche Appelle an eine Seite gehen immer daneben, weil sich dann die andere Seite zurücklehnt.

Also schreiben wir den christlichen Demokraten mal wieder ins Merkelbuch:

1. Multikultur ist nicht einfach nur "Idee", sondern Grundgesetz und aller Politik hohe Pflicht.
>> www.inidia.de/multikultur.htm

2. Integration scheitert nicht an muslimischer Unwilligkeit, sondern hat ihr Haupthemmnis eher in unzureichender Fähigkeit der Mehrheit, einen gemeinsamen Integrationswillen zu bestätigen und zu entwickeln.
>> www.inidia.de/integration.htm

3. Wer in Sachen multikultureller Verständigung unterwegs ist, der kann kaum wieder gutmachen, was zur Zeit an Brunnenvergiftung geschieht.

-sven-

Mittwoch, November 17, 2004

Zarathustra - wer es war

Einblicke in eine Religion, die etwa 1.700 Jahre v.Ztw. ihren Gründer Zarathustra hatte, der die persische Gesellschaft ethisch reformierte.
In einem fremden Forum finder sich dazu ein guter Überblick >> KLICK

Samstag, November 13, 2004

Verteidigung des Orthodoxen

Orthodoxie kann schon Belastung sein, sofern sie den Menschen einklemmt und Andersdenkenden entfremdet, aber häufig ist es gerade umgekehrt, dass die Gesellschaft die Orthodoxen diskriminiert, weil sie sich Moden und Trends verweigern.Und meine Erfahrung mit Orthodoxen jeder Religion sind häufig die, dass ich insbesondere mit ihnen die grundlegendsten Fragen diskutieren kann, was mit Flachgeistern weniger gelingt. Und häufig ist die Toleranz von Orthodoxen gegen Andersdenkende viel größer und bewusster als umgekehrt. Deshalb habe ich meist Freude an Orthodoxen, auch und gerade, weil sie "anders" sind.

Dann unterscheide ich noch Orthodoxie von Fundamentalismus und liberalen Glaubensschulen, wobei die Grenzen einerseits nie fest zu ziehen sind, aber wenn es um Niederdrückung Andersdenkender, um die gegenseitige Korrumpierung von Staat und Kirche geht oder um militante Eskalationen, dann fallen m.E. viel öfter die Liberalen mit den Fundamentalisten gegen andere Glaubensrichtungen zusammen, während mir die Orthodoxen auch dafür weniger anfällig scheinen.

Natürlich bin ich für Liberalität, aber es ist doch gerade so, dass der Liberalismus zwischen zwei Extremen seine Sorgen bereitet:das eine Extrem des Liberalen ist die eigene Gleichgültigkeit aus mangelnder Bewusstheit und kann, wenn es mal nicht mehr so klappt, rasch ins andere Extrem kippen >> in Militanz gegen weniger liberale Sitten und Menschen.

Der Liberalismus hat eine gefährliche Neigung zur Höherschätzung der Freiheit und Geringerschätzung des Friedens >> Freiheitsexport mit Waffengewalt ist deshalb ein häufiger Fehler, zumal wenn dabei zu Tode kommt, wer eigentlich bzw. oft nur angeblich befreit werden soll.Letzteres ist wiederum bei den Orthodoxen anders, zumal ihr Frieden häufig innerlicher ist, was ihnen leichter macht, die äußeren Widrigkeiten zu ertragen.

Grüße von Sven

>> DISKUSSION

Orthodoxie, Liberalismus, Fundamentalismus
Religionslexikon Dialog-Lexikon